Donnerstag, 27. September 2012

Vacan ! (:



Hallihallo! ˁCómo estás ?
Es tut mir ehrlich und aufrichtig Leid euch so lange ohne Neuigkeiten gelassen zu haben!
Dafür jetzt umso ausführlicher:
Meine Ankunft am 16. Um 22 Uhr Ortszeit war sehr herzlich. Wir 5 Freiwilligen wurden von allen Personen der Kolping Ecuador Gemeinschaft empfangen. Mit dabei war auch mein Gastvater Freddy, der mich sofort unter seine Flügel nahm und mir noch auf dem Weg zum Hotel erklärte wie und wo Straßen in Quito verlaufen und was zu beachten ist. Allerdings war das ziemlich schwer wahrzunehmen da aufgrund von 28 schlaflosen Stunden ein Bett mehr willkommen war als irgendwelche Geschichten über Haupt, Neben und Seitenstraßen. Inzwischen habe ich aber selbst gemerkt dass man sich in Quito nicht so schnell völlig verirrt ( Mit Betonung auf völlig!) Aber der Reihe nach. Wir sind etwas essen gegangen, wobei allen auffiel, dass sie trotz des Tranceartigen Zustands aufgrund des Schlafmangels doch einen riesen Hunger hatten. Daraufhin war ENDLICH das heiß ersehnte Bett in der Casa Kolping in Quito in ersichtlichem zeitlichem Abstand. Jedoch hatten wir die Rechnung ohne die 4 Stockwerke ohne Aufzug gemacht…Erst mal Koffer schleppen und oben bemerken, dass die Luft doch ziemlich dünn auf 2800 Metern ist. Wir waren fix und fertig am Atmen wie die verrückten!
Am nächsten Tag wusste ich nicht so recht was ich denn jetzt machen sollte also bin ich in das vorhandene Kolpingrestaurant spaziert wo ich ein herzhaftes Frühstück serviert bekommen habe. Einen Jetleg hatte ich kaum, da wir wie alle anderen hier ins Bett und auch wieder aufgestanden sind. War sehr Vorteilhaft. Ich verbrachte viel Zeit mit den Mitfreiwilligen, besorgte die Visumsbestätigung , besichtigte meine Arbeitsstelle und legte mir ein Handy zu. So vergingen die Tage recht schnell, bis es plötzlich am Dienstag hieß ich müsse am nächsten morgen um 4 Uhr mit meinem Gastvater Freddy, einem vielfach ausgezeichneten Pastellier ( Goldene AMERIKA-Medaille im Bereich Chocolatier 2010 und Ecuadors bester Pastellier !!) und einem seiner besten Kochschüler (Kurze Einlage : Die Casa Kolping besteht aus einem Hotel, einer Kochschule dessen Leiter Freddy ist, einem Restaurant und meinem Schuhgeschäft) auf einer 5 tägige Messe Schuhe anpreisen, das Projekt erklären und erläutern was Kolping ist. Diese Messe hieß „Expoferia alemana“, also eine Deutsche Messe auf welcher Unternehmen wie Bosch oder Siemens, aber auch soziale Verbände wie Kolping ihre Stände hatten. Diese Messe war in Guayaquil, was an der Küste liegt aber auch 9 !! Stunden Autofahrt verlangt. Also ging es nach schnellem packen am Abend um 5 Uhr morgens los auf eine Kurvenreiche aber enorm beeindruckende Fahrt durch die Ecuadorianische Lebensfreude! Mit lauter Salsa aber auch normalen elektronischen Klängen brausten wir mit offenen Fenstern die kurvigen Straßen der Anden bis zum Meer entlang. Es war eine Show der gesamten Ecuadorianischen Naturvielfalt, inklusive ein Einblick in Lebensweisen, da wir durch viele Dörfer kamen. In den Anden sowie an der Küste. Ich kam aus dem Staunen gar nichtmehr heraus, sodass ich ganz vergaß, dass ich Mitfahrer hatte. Dies war wahrscheinlich der Grund, dass sie desöfteren fragten ob bei mir alles „Bueno“ wäre. Ich saß also schweigend auf der Rückbank während beide vorne nicht aufhörten zu reden und zu lachen. Aber dieser gesamte Mix aus Musik, der Natur, den beiden da vorne und meinem Unwissen bezüglich Schönheit und Vielfalt, die eine Vegetation besitzen kann machte diese 9 Stunden zu einem unvergesslichen Erlebnis! Und eine Sache wird sich mir ewig im Gedächtnis verankern: Angekommen in der Küstenebene kamen uns 2 Lastwagen entgegen. Ihr denkt jetzt: Na und ? Gibt’s da keine Lastwagen? Ich sage euch: Doch ! Klar, und zwar alte dicke, so richtige Brummer. Aber das bleibt Nebensache. Diese 2 Lastwagen besaßen nichts als Gestänge! Die GESAMTE Oberfläche war weg, samt dem Fahrerhaus. Der Fahrer saß in Plastiktüten eingewickelt, mit Helm und Pilotenbrille auf den resten des Sitzes und lenkte fröhlich vor sich hin. Von der Ladefläche waren nur noch die unteren Gestänge vorhanden aber sie war da! Ich hoffe ich kann das Bild einigermaßen gut wiedergeben. Da war also ein Lastwagen in voller Länge nur noch mit schwarzem Gestänge und einem Kamikazefahrer :D
Angekommen im feucht-heißen Klima der Küste buchten wir ein Hotel ich trank abends mein erstes Ecuadorianisches Bier, schmeckt ganz ordentlich, wahrscheinlich ist meine Meinung aber auch dadurch gefälscht, dass ich weiß, dass ich das gesamte nächste Jahr kein anderes Bier bekomme :D Es sollte während den 5 Tagen nicht mein letztes bleiben.
Jedoch brachen wir am nächsten morgen früh auf, da Freddy mit Santiago ( dem Kochschüler, mit dem ich mich blendend verstanden habe) schokolade für die Messe zubereiten musste. Ich half fleißig mit und entdeckte, dass Chocolatier ein ganz schöner Beruf ist. Ich rollte Kugeln, bestreute sie anschließend mit Streuseln und bemerkte ebenfalls wie schnell Schokolade schmilzt…ich musste mir regelmäßig die dunkelbraunen Arme waschen. Jedoch hatten wir viel Spaß und nach 5-6 Stunden Schokorollerei waren alle zufrieden und wir besichtigten unseren Stand in der Messehalle. Nur nochmal zur Erinnerung: Ich war zu diesem Zeitpunkt 4 Tage in Ecuador. Ich spaziere also mit den beiden in die Halle und was höre und sehe ich…? „Jooo, meiii. Trallalala, soo schööön ein Tag wie dieser usw.“ Männer in bayrischen Volkstrachten, Volksmusik und ein Riesenschild mit der Aufschrift: Okoberfest.
Da war ich also: Im Ecuadorianischen Bayern! Es gab Bretzeln, Erdinger und Krapfen, allerdings zu horrenden Preisen… Wir besahen unseren Platz und kehrten wieder ins Hotel zurück. Am nächsten Tag bauten wir Schuhe und Schokolade mit Flyern auf und die Messe begann. Ich war erstaunt wie gut ich den Leuten auf Spanisch vermitteln konnte was ich ausdrücken wollte und nach einigen Erklärungen kehrte eine gewisse Routine ein. Zusammen mit Freddy und Santiago erklärte ich also dutzende Male „que Kolping es una fundacion catholiqua, que tiene muchos proyectos sobre todo el mundo“ (Apropo: Mein Spanisch wird immer besser und Verständigungsprobleme habe nur noch selten, da hier doch ein sehr genügsames und meistens gut verständliches Spanisch gesprochen wird. Im Moment habe ich einen 2-wöchigen Intensivkurs mit 4 Stunden täglich Spanischgrammatik und Vokabeln)
Die Zeit verging mit lautem Lärm der Huperei, lauter Musik, und Motorengeräuschen. Der Verkehr ist unglaublich. Es gibt 4 Spurige Einbahnstraßen in denen Boxautofahren nicht mal im Ansatz gegen ankommen kann. Das muss man erlebt haben um dieses Gefühl nachzuempfinden, hierzu kann ich euch kein Bild machen. Wir aßen natürlich auch einiges. Dies erwähne ich da die abwechslungsreiche Nahrung aus…aufgepasst: Reis mit Huhn, Reis mit Huhn, Reis mit Huhn, Reis mit FLEISCH!, Reis mit Huhn, Reis mit Eintopf bestand. Huhn wird hier nicht als Fleisch angesehen und wenn du Vegetarier bist bekommst du trotzdem Huhn :)  Ich habe heute von meiner Spanischlehrerin erfahren dass Ecuador MEHR REIS ALS CHINA produziert, und niemand davon weiß, da sie es eben alle selbst essen und nicht in alle Welt exportieren.
Am letzten Tag hatten Freddy und Santiago ihren großen Kochauftritt und zeigten vor laufender Kamera ihre gesamte Chocolatierkunst. Auch gab es eine Einheimische Kochsession, nach welcher ich meinen ersten lebendigen, weißen proteinkrabbler aß. Er war nicht so schlimm wie ich dachte :D Wir fuhren anschließend zurück nach Quito, wo es doch sehr kalt war und schwere Regenschauer hinutergingen, da die Regenzeit oder auch der Winter, welcher sich allerdings nur durch Regen zeigt, anfängt. Die kurzen Hosen weg und wieder warme Kleidung bin ich Vorgestern aus der Casa Kolping in Quito zu Freddy gezogen, wo ich mein eigenes Zimmmer habe. Ein gemütliches Bett, ein Sessel, 2 Miniaturkleiderschränke und kahle Wände zeichnen dieses im Moment aus ;) Allerdings bekomme ich bald ein aus Ecuadorianischer Sicht überlebenswichtiges Element: Einen Fernseher! Auch Vorhänge, Bilder und ein großes Kopfkissen werden folgen. Mir ist das allerdings ziemlich egal solange ich hier mein Jahr verbringen darf! Ich liebe diese lebensfrohen Menschen die einen vor jedem Gespräch, egal ob man sich kennt oder nicht fragen : „Holà, como estas?“ (Wie geht’s für Unwissende :) ) und du fragst natürlich auch. Die Antwort interessiert meistens keinen, da die meisten ecuadorianer niemals etwas anderes als Gut antworten würden. Aber dieser Fakt bringt einen doch recht schnell näher an die Person heran. Es gibt nicht das unpersönliche Deutsche!
Ich freue mich auf die Zeit, die vor mir liegt. Einarbeitung in das Schuhprojekt zum beispiel. Den Schuhladen bekomme ich nach und nach vom 18-jähringen Brayan nähergebracht. Er Arbeitet bisher dort und wird demnächst in die Filiale in einem großen Einkaufszentrum umziehen. Heute war die Vorsitzende des Projektes aus Ambàto, dem Fabrikstandort der Schuhe, in der Casa Kolping. Eine liebevolle engagierte Frau, welche mir jegliche Fragen beantwortet hat. Ich habe mir als objektiv gesetzt den Schuhladen ins Internet zu bringen. Das heißt erst einmal das Sortiment im Internet veröffentlichen und danach irgendwann eine Art Internetversand zu ermöglichen. Die Chefin des Kolping-Shoes Projektes hatte daran auch gedacht und ich bin gespannt wie dieses Projekt und meine Zeit in Ecuador weiter verläuft!
Ich wünsche euch was und hoffe der Blog ist einigermaßen spannend :) Es ist nur ein Bruchteil dessen was ich erlebt habt, aber ich denke einen Einblick habt ihr jetzt bekommen und wie immer: bei Fragen und Erläuterungen , einfach fragen !
Ich kann nur noch sagen : Hier ist es Supervacán, chebere ! (Heißt soviel wie Supercool, toll, aufregend, und alles andere positive. Ich habe diese beiden Wörter lieben gelernt :D)

ICH FÜHLE MICH PUDELWOHL! VIELE GRÜßE AN ALLE !

JOEL (:

Fotos kommen natürlich auch, versteht sich.

Adios :)

Nam <3

Sonntag, 9. September 2012

Die Zeit vergeht...

Nun ist es in einer Woche soweit.
Der Gedanke daran ist sehr aufregend! Das seit einiger Zeit vorhandene angenehme Kribbeln im Bauch nimmt regelmäßig zu und ab. Allein der Gedanke in GENAU einer Woche in Atlanta (Ich fliege von Stuttgart über Atlanta nach Quito und habe dort ca.3 Stunden Aufenthalt) anzukommen und aus dem Flugzeug zu steigen ist sehr erfreulich, da ich noch nie in Amerika war. Die ersten neuen Eindrücke werden also schon vor meiner Ankunft auf Ecuadorianischem Boden entstehen.
Ob ich auch aufgeregt bin? Umso näher es rückt, umso mehr könnte man mein Kribbeln im Bauch als Aufregung interpretieren. Im Gegensatz zu anderen empfand ich mich allerdings teilweise als erschreckend unberührt was meine nahe Zukunft betrifft. Aber jedem seine Art. Nun bemerke auch ich, dass mich die Nervosität überkommt. Dieser Fakt soll jedoch keineswegs über die seit jeher bestehende riesige Vorfreude hinwegtäuschen. Ich denke, dass diese Vorfreude jegliche Bedenken oder gar Zweifel im Nu hinwegschwemmt, womit eine Erklärung für meine oben beschriebene Unbekümmertheit gefunden wäre.
Morgen überweise ich mein restliches Spendengeld und will an dieser Stelle abermals ein RIESENDANKESCHÖN :) an all meine Wegbegleiter und Unterstützer aussprechen!
Meine nächste Woche verbringe ich mit letzten Vorbereitungen, Packen, Verabschiedungen, mein Leben hier in vollen Zügen genießen und...freuen :D

Der Kofferboden ist bereits gefüllt und die Aufbruchstimmung ist nicht mehr zu verleugnen. Es geht bald los!

Ich melde mich wieder nachdem ich angekommen bin und berichte ausführlich über meine ersten Eindrücke und Erlebnisse. Allerdings weiß ich nicht wie bald ich nach meiner Ankunft die Ruhe und Zeit finde einen Bericht zu schreiben. Aber ich kann euch versichern: Ich schreibe sobald ich kann!

Bis dann!

Joel (: