Hallihallo! ˁCómo estás ?
Es tut mir ehrlich und aufrichtig Leid euch so lange ohne
Neuigkeiten gelassen zu haben!
Dafür jetzt umso ausführlicher:
Meine Ankunft am 16. Um 22 Uhr Ortszeit war sehr herzlich.
Wir 5 Freiwilligen wurden von allen Personen der Kolping Ecuador Gemeinschaft
empfangen. Mit dabei war auch mein Gastvater Freddy, der mich sofort unter
seine Flügel nahm und mir noch auf dem Weg zum Hotel erklärte wie und wo
Straßen in Quito verlaufen und was zu beachten ist. Allerdings war das ziemlich
schwer wahrzunehmen da aufgrund von 28 schlaflosen Stunden ein Bett mehr
willkommen war als irgendwelche Geschichten über Haupt, Neben und Seitenstraßen.
Inzwischen habe ich aber selbst gemerkt dass man sich in Quito nicht so schnell
völlig verirrt ( Mit Betonung auf völlig!) Aber der Reihe nach. Wir sind etwas
essen gegangen, wobei allen auffiel, dass sie trotz des Tranceartigen Zustands
aufgrund des Schlafmangels doch einen riesen Hunger hatten. Daraufhin war
ENDLICH das heiß ersehnte Bett in der Casa Kolping in Quito in ersichtlichem
zeitlichem Abstand. Jedoch hatten wir die Rechnung ohne die 4 Stockwerke ohne
Aufzug gemacht…Erst mal Koffer schleppen und oben bemerken, dass die Luft doch
ziemlich dünn auf 2800 Metern ist. Wir waren fix und fertig am Atmen wie die
verrückten!
Am nächsten Tag wusste ich nicht so recht was ich denn jetzt
machen sollte also bin ich in das vorhandene Kolpingrestaurant spaziert wo ich
ein herzhaftes Frühstück serviert bekommen habe. Einen Jetleg hatte ich kaum,
da wir wie alle anderen hier ins Bett und auch wieder aufgestanden sind. War
sehr Vorteilhaft. Ich verbrachte viel Zeit mit den Mitfreiwilligen, besorgte
die Visumsbestätigung , besichtigte meine Arbeitsstelle und legte mir ein Handy
zu. So vergingen die Tage recht schnell, bis es plötzlich am Dienstag hieß ich
müsse am nächsten morgen um 4 Uhr mit meinem Gastvater Freddy, einem vielfach
ausgezeichneten Pastellier ( Goldene AMERIKA-Medaille im Bereich Chocolatier
2010 und Ecuadors bester Pastellier !!) und einem seiner besten Kochschüler
(Kurze Einlage : Die Casa Kolping besteht aus einem Hotel, einer Kochschule
dessen Leiter Freddy ist, einem Restaurant und meinem Schuhgeschäft) auf einer
5 tägige Messe Schuhe anpreisen, das Projekt erklären und erläutern was Kolping
ist. Diese Messe hieß „Expoferia alemana“, also eine Deutsche Messe auf welcher
Unternehmen wie Bosch oder Siemens, aber auch soziale Verbände wie Kolping ihre
Stände hatten. Diese Messe war in Guayaquil, was an der Küste liegt aber auch 9
!! Stunden Autofahrt verlangt. Also ging es nach schnellem packen am Abend um 5
Uhr morgens los auf eine Kurvenreiche aber enorm beeindruckende Fahrt durch die
Ecuadorianische Lebensfreude! Mit lauter Salsa aber auch normalen
elektronischen Klängen brausten wir mit offenen Fenstern die kurvigen Straßen
der Anden bis zum Meer entlang. Es war eine Show der gesamten Ecuadorianischen
Naturvielfalt, inklusive ein Einblick in Lebensweisen, da wir durch viele
Dörfer kamen. In den Anden sowie an der Küste. Ich kam aus dem Staunen gar
nichtmehr heraus, sodass ich ganz vergaß, dass ich Mitfahrer hatte. Dies war
wahrscheinlich der Grund, dass sie desöfteren fragten ob bei mir alles „Bueno“
wäre. Ich saß also schweigend auf der Rückbank während beide vorne nicht
aufhörten zu reden und zu lachen. Aber dieser gesamte Mix aus Musik, der Natur,
den beiden da vorne und meinem Unwissen bezüglich Schönheit und Vielfalt, die
eine Vegetation besitzen kann machte diese 9 Stunden zu einem unvergesslichen
Erlebnis! Und eine Sache wird sich mir ewig im Gedächtnis verankern: Angekommen
in der Küstenebene kamen uns 2 Lastwagen entgegen. Ihr denkt jetzt: Na und ?
Gibt’s da keine Lastwagen? Ich sage euch: Doch ! Klar, und zwar alte dicke, so
richtige Brummer. Aber das bleibt Nebensache. Diese 2 Lastwagen besaßen nichts
als Gestänge! Die GESAMTE Oberfläche war weg, samt dem Fahrerhaus. Der Fahrer
saß in Plastiktüten eingewickelt, mit Helm und Pilotenbrille auf den resten des
Sitzes und lenkte fröhlich vor sich hin. Von der Ladefläche waren nur noch die
unteren Gestänge vorhanden aber sie war da! Ich hoffe ich kann das Bild
einigermaßen gut wiedergeben. Da war also ein Lastwagen in voller Länge nur
noch mit schwarzem Gestänge und einem Kamikazefahrer :D
Angekommen im feucht-heißen Klima der Küste buchten wir ein
Hotel ich trank abends mein erstes Ecuadorianisches Bier, schmeckt ganz
ordentlich, wahrscheinlich ist meine Meinung aber auch dadurch gefälscht, dass
ich weiß, dass ich das gesamte nächste Jahr kein anderes Bier bekomme :D Es
sollte während den 5 Tagen nicht mein letztes bleiben.
Jedoch brachen wir am nächsten morgen früh auf, da Freddy
mit Santiago ( dem Kochschüler, mit dem ich mich blendend verstanden habe)
schokolade für die Messe zubereiten musste. Ich half fleißig mit und entdeckte,
dass Chocolatier ein ganz schöner Beruf ist. Ich rollte Kugeln, bestreute sie
anschließend mit Streuseln und bemerkte ebenfalls wie schnell Schokolade
schmilzt…ich musste mir regelmäßig die dunkelbraunen Arme waschen. Jedoch
hatten wir viel Spaß und nach 5-6 Stunden Schokorollerei waren alle zufrieden
und wir besichtigten unseren Stand in der Messehalle. Nur nochmal zur
Erinnerung: Ich war zu diesem Zeitpunkt 4 Tage in Ecuador. Ich spaziere also
mit den beiden in die Halle und was höre und sehe ich…? „Jooo, meiii.
Trallalala, soo schööön ein Tag wie dieser usw.“ Männer in bayrischen
Volkstrachten, Volksmusik und ein Riesenschild mit der Aufschrift: Okoberfest.
Da war ich also: Im Ecuadorianischen Bayern! Es gab
Bretzeln, Erdinger und Krapfen, allerdings zu horrenden Preisen… Wir besahen
unseren Platz und kehrten wieder ins Hotel zurück. Am nächsten Tag bauten wir
Schuhe und Schokolade mit Flyern auf und die Messe begann. Ich war erstaunt wie
gut ich den Leuten auf Spanisch vermitteln konnte was ich ausdrücken wollte und
nach einigen Erklärungen kehrte eine gewisse Routine ein. Zusammen mit Freddy
und Santiago erklärte ich also dutzende Male „que Kolping es una fundacion
catholiqua, que tiene muchos proyectos sobre todo el mundo“ (Apropo: Mein
Spanisch wird immer besser und Verständigungsprobleme habe nur noch selten, da
hier doch ein sehr genügsames und meistens gut verständliches Spanisch
gesprochen wird. Im Moment habe ich einen 2-wöchigen Intensivkurs mit 4 Stunden
täglich Spanischgrammatik und Vokabeln)
Die Zeit verging mit lautem Lärm der Huperei, lauter Musik,
und Motorengeräuschen. Der Verkehr ist unglaublich. Es gibt 4 Spurige
Einbahnstraßen in denen Boxautofahren nicht mal im Ansatz gegen ankommen kann.
Das muss man erlebt haben um dieses Gefühl nachzuempfinden, hierzu kann ich
euch kein Bild machen. Wir aßen natürlich auch einiges. Dies erwähne ich da die
abwechslungsreiche Nahrung aus…aufgepasst: Reis mit Huhn, Reis mit Huhn, Reis
mit Huhn, Reis mit FLEISCH!, Reis mit Huhn, Reis mit Eintopf bestand. Huhn wird
hier nicht als Fleisch angesehen und wenn du Vegetarier bist bekommst du
trotzdem Huhn :) Ich habe heute von
meiner Spanischlehrerin erfahren dass Ecuador MEHR REIS ALS CHINA produziert,
und niemand davon weiß, da sie es eben alle selbst essen und nicht in alle Welt
exportieren.
Am letzten Tag hatten Freddy und Santiago ihren großen
Kochauftritt und zeigten vor laufender Kamera ihre gesamte Chocolatierkunst.
Auch gab es eine Einheimische Kochsession, nach welcher ich meinen ersten
lebendigen, weißen proteinkrabbler aß. Er war nicht so schlimm wie ich dachte
:D Wir fuhren anschließend zurück nach Quito, wo es doch sehr kalt war und
schwere Regenschauer hinutergingen, da die Regenzeit oder auch der Winter,
welcher sich allerdings nur durch Regen zeigt, anfängt. Die kurzen Hosen weg
und wieder warme Kleidung bin ich Vorgestern aus der Casa Kolping in Quito zu
Freddy gezogen, wo ich mein eigenes Zimmmer habe. Ein gemütliches Bett, ein
Sessel, 2 Miniaturkleiderschränke und kahle Wände zeichnen dieses im Moment aus
;) Allerdings bekomme ich bald ein aus Ecuadorianischer Sicht
überlebenswichtiges Element: Einen Fernseher! Auch Vorhänge, Bilder und ein
großes Kopfkissen werden folgen. Mir ist das allerdings ziemlich egal solange
ich hier mein Jahr verbringen darf! Ich liebe diese lebensfrohen Menschen die
einen vor jedem Gespräch, egal ob man sich kennt oder nicht fragen : „Holà,
como estas?“ (Wie geht’s für Unwissende :) ) und du fragst natürlich auch. Die
Antwort interessiert meistens keinen, da die meisten ecuadorianer niemals etwas
anderes als Gut antworten würden. Aber dieser Fakt bringt einen doch recht
schnell näher an die Person heran. Es gibt nicht das unpersönliche Deutsche!
Ich freue mich auf die Zeit, die vor mir liegt. Einarbeitung
in das Schuhprojekt zum beispiel. Den Schuhladen bekomme ich nach und nach vom
18-jähringen Brayan nähergebracht. Er Arbeitet bisher dort und wird demnächst
in die Filiale in einem großen Einkaufszentrum umziehen. Heute war die
Vorsitzende des Projektes aus Ambàto, dem Fabrikstandort der Schuhe, in der
Casa Kolping. Eine liebevolle engagierte Frau, welche mir jegliche Fragen
beantwortet hat. Ich habe mir als objektiv gesetzt den Schuhladen ins Internet
zu bringen. Das heißt erst einmal das Sortiment im Internet veröffentlichen und
danach irgendwann eine Art Internetversand zu ermöglichen. Die Chefin des
Kolping-Shoes Projektes hatte daran auch gedacht und ich bin gespannt wie dieses
Projekt und meine Zeit in Ecuador weiter verläuft!
Ich wünsche euch was und hoffe der Blog ist einigermaßen
spannend :) Es ist nur ein Bruchteil dessen was ich erlebt habt, aber ich denke
einen Einblick habt ihr jetzt bekommen und wie immer: bei Fragen und
Erläuterungen , einfach fragen !
Ich kann nur noch sagen : Hier ist es Supervacán, chebere !
(Heißt soviel wie Supercool, toll, aufregend, und alles andere positive. Ich
habe diese beiden Wörter lieben gelernt :D)
ICH FÜHLE MICH PUDELWOHL! VIELE GRÜßE AN ALLE !
JOEL (:
Fotos kommen natürlich auch, versteht sich.
Adios :)
Nam <3